Atelierbesuch: Sonnhild Kestler

Viele kennen die farbenfrohen Foulards, Kleider, Accessoires, Badetücher oder Kissen der bekannten Schweizer Textildesignerin Sonnhild Kestler. Wir besuchten sie in ihrem Atelier, um herauszufinden, wie sie zu ihren fantasievollen Ideen und Umsetzungen kommt.

Text: Marianne Kohler Nizamuddin   Fotos: Rita Palanikumar

Sonnhild Kestler ist eine Textildesignerin, die ihre Arbeit als Kombination von Design und Handwerk versteht. Ihr Atelier ist auch eine Siebdruckerei. Hier entwirft sie ihre Kreationen, probiert aus, macht Prototypen und druckt am Schluss alles selbst. Sie fertigt ihre Siebe – für jede Druckfarbe ein neues – an und mischt die Farben. Am grossen Drucktisch werden Stoffe aufgespannt, die sie von Hand bedruckt. Die Designerin hat den Grand Prix Design vom Bundesamt für Kultur gewonnen und verkauft ihre Kollektion in einem Shop im Shop bei Thema Selection.

Die Textilkünstlerin sammelt leidenschaftlich Inspirationen, Bücher, schöne Dinge. Besonders interessiert sie die Volkskunst und das Handwerk, aber auch lustige, ungewöhnliche, verspielte und vor allem dekorative Dinge, die sie überall findet, in Geschäften, auf Märkten und auf Reisen. «Im Atelier habe ich genügend Platz, um meine Sammlungen zu archivieren», meint Sonnhild Kestler. Ein altes Regal aus einem Mercerie-Geschäft dient als Stauraum mit Einblick.

Ob Stoffe aus anderen Kulturen oder Textilien aus aller Welt, wenn es schön und inspirierend ist, entgeht es Sonnhild Kestlers Auge nicht und findet einen Platz im grossen Regal. So können Streifenmuster, Farbaufteilung, Material oder Muster Vorbild oder Inspiration für eine neue Bluse, ein Foulard oder ein Accessoire werden. Sonnhild Kestler geht in ihren Ferien am liebsten auf Entdeckungsreise. So wählt sie Länder deren Volks-und Handwerkskunst sie interessieren. Ihre Reisen gingen nach Indien, Usbekistan und Syrien. «Leider, oder zum Glück, sind meine Koffer immer zu klein, um all das, was mir gefällt, mitzunehmen», lacht die Designerin.

Das Atelier ist voll von ornamentalen Schätzen, Embleme, Rosetten, Bordüren und Blumen. Alles findet irgendwann mal den Weg auf den Stoff.

Der grosse Drucktisch ist das Zentrum des Ateliers. Ursprünglich hat die Designerin angefangen, selber zu drucken, weil ihr das Geld fehlte, auswärts produzieren zu lassen. Mittlerweile ist das Drucken auch ein Teil ihrer künstlerischen Arbeit. Sie entwirft zum Teil druckend und hat die Handrucktechnik zum Kunsthandwerk gemacht.

Das Endprodukt, die Stoffe auf Ballen aufgerollt, wartet auf die Verarbeitung. Schals und Foulards werden im Appenzell rouliert. «Dort gibt es noch Frauen, die das Know-how haben, von Hand zu roulieren», erklärt die Textildesignerin. So sind Kestlers Produkte von Anfang bis zum Schluss in sorgfältiger Handarbeit gefertigt. Das meiste davon in der Schweiz. Nur die Stickereien werden in Indien gemacht und die Häkelspitzen, die manchmal die Tücher abschliessen, in der Türkei.