Wohnstories für das St. Galler Tagblatt
Wohnen mit Sinn und Sinnlichkeit
Wohnen wird sexy, zu den wichtigsten Wohntrends dieses Winters gehören nämlich sinnliche Materialien, die man gerne anfasst, tiefe, leuchtende Farbtöne, die verführen und sehr persönliche Einrichtungsstile.
Wir leben wieder langsamer – oder versuchen es zumindest. Der beste Ort dafür ist unser Zuhause. Hier befinden wir uns in einer kleinen, selbst gestalteten Welt, welche uns Rückzugsgebiet und Geborgenheit bietet und einen Ort, an dem wir so sein können wie wir gerne möchten. Wohnraum wird immer kostbarer, in seiner Bedeutung aber auch im realen Wert. Einerseits ist da der Anspruch an immer grössere Räume, an Eigenheime und Luxuswohnungen und andererseits urbane Wohnungsnot, häufigere Umzüge aus beruflichen Gründen oder wegen veränderten Familiensituationen. So tut sich auch im Wohnbereich die gesellschaftliche Schere auf und der schnell reagierende Markt bietet selbstverständlich Lösungen für alle. Da sind Wohntrends, die sich um das grosse Thema „Sharing“ bewegen, mit neuen Ideen wie Wohnen anders, flexibel, auf kleinem Raum und mit bescheidenen Budgets umsetzbar ist aber auch Supermöbelstücke, welche wie Kunst gehandelt werden und in Galerien zu finden sind anstatt in Einrichtungshäusern.
Wohnen berührt
Ein Trend zeigt sich aber in der ganzen Bandbreite des Wohn- und Einrichtungsbereichs, das ist die Sinnlichkeit. Dunkle, tiefe und leuchtende Farben, das Spiel von Matt und Glanz und Materialien, die durch ihre Beschaffenheit, dem Taktilen und oft mit handwerklich hochstehender Verarbeitung bestechen. Noch nie war die Oberfläche so wichtig. Gelebte Texturen, Glanzeffekte, reliefartige Strukturen, Marmorierungen, Verflechtungen, Ineinanderfliessendes, kunstvolle Webereien, Stickereien, Einlegarbeiten, Keramik mit fantastischen Glasuren und vieles mehr macht Lust auch mit den Händen und nicht nur mit dem Auge zu wählen.
Wir wollen ganz einfach wieder spüren und wissen mit was wir unser Zuhause teilen. Eine nachvollziehbare Herkunft, das Echte und die Nachhaltigkeit sind wichtiger als das schnelle Schnäppchen. Auch möchte man gerne ein Wörtchen mitreden wenn es um Stil, Farbe oder Ausführung eines bestimmten Stückes geht. In Sachen persönlicher Beratung und Kundenwünsche bieten denn auch die Schweizer Möbelhäuser einen grossen Vorteil gegenüber den immer stärker in den hiesigen Markt eindringenden Internetanbietern aus der ganzen Welt. Schliesslich ist ein Sofa oder ein Bett auch nicht ganz das Gleiche wie ein Paar Designerjeans oder die momentane It-Handtasche.
Langsam wird es besser
Auch wenn sich die Wohntrends so schnell wie die Modetrends bewegen ist es definitiv in wachsender ergänzender Art und nicht wie in der Mode, heute in und morgen out! Das wiederum erklärt die Tendenz hin zur Sinnlichkeit, zum Nachhaltigen, Längerfristigen. Trendbewusste Wohnbegeisterte werden nicht gezwungen jede Saison alles neu einzurichten sondern bekommen Lust das eine oder andere Möbel mit einem besseren, stilvolleren Stück zu ersetzen. Vielleicht bringt ein zweites Sofa endlich den erwünschten Komfort, man erfüllt sich mit einem tollen, formschönen Sessel einen langgehegten Wunsch oder man entscheidet sich in Sachen Bett endlich erwachsen zu werden. Einrichten wird zur langsamen Angelegenheit, der Stil der Wohnung wächst mit dem Leben und die besten Möbelstücke haben namhafte Designer, die sich viel bei der Kreation gedacht haben, erfahrene Produzenten, welche Schönheit und Funktion zusammenzubringen, sie zeigen Materialien, die mit Sorgfalt ausgewählt wurden und oft von einem ganz interessanten Ort stammen. Meist kann man auch aus verschiedenen Varianten und einer grossen Farbpalette sein besonderes Stück individuell auswählen.
Dekorieren – ein neues Thema
Stimmung wird gemacht mit Farben, Textilien, Wohnaccessoires, Antiquitäten, persönlichen Dingen und Fundstücken. Dekorieren ist plötzlich wieder zum Thema geworden. Etwas, das mit der reduzierten, skandinavisch orientierten Einrichtungswelle so gut wie abgeschafft wurde, aber in der traditionellen Einrichtungskunst ganz selbstverständlich dazugehört hat nun wieder an Bedeutung gewonnen. Auch in Mietwohnungen wird vermehrt mit Wandfarben und Tapeten gearbeitet, wenn es um die Wahl der Vorhänge geht ist nicht mehr bloss Weiss angesagt und Teppiche bedecken wieder die bis anhin kahlen Böden. Kein Wunder Dekorieren macht Freude und ist eine kreative Beschäftigung. Das Spiel mit Stoffen und Farben, Blumensträusse in formstarke Vasen und Krüge zu stellen, mit hübschen Gegenständen, Fundtücken, Bildern und Büchern kleine Stilleben zu gestalten, den Tisch mit edlem Geschirr und schöner Wäsche zu decken, Kissen für das Sofa auszusuchen, das alles sind erfüllende Tätigkeiten, die helfen, dass eine Wohnung zum echten Zuhause wird.
Farben, die Tiefe bringen
Wenn es um neue Trends geht sind die Farben ganz wichtig. Diesen Winter geben dunkle, sinnliche Farben den Ton an. Schwarz ist das neue Weiss und zeigt sich bei Möbeln sowie im Raum. Ganz dicht dahinter kommt das elegante Grau. Beide „Nichtfarben“ geben eine starke Kulisse ab für leuchtende luxuriös wirkende Akzentfarben wie Tintenblau, Clementine oder Violett, Kupfer, Türkis und antike Rosatöne. Sie schaffen es auch Tiefe und Spannung in einen Raum zu bringen. Kleine Räume wirken zum Beispiel viel grösser wenn sie in dunklen Tönen gestrichen werden. Architektonische Problemzonen können mit gekonntem Einsetzen von Schwarz oder Grau auf einmal attraktiv wirken und dunkle Möbel haben, im Gegensatz zu hellen, mehr Eleganz, das nicht zuletzt weil sie optisch zurücktreten.
Gegensätze, die zusammen finden
Stilmässig mischen wir immer noch gerne. So funktionieren auch Änderungen und Ergänzungen in einer Einrichtung harmonisch. Altes oder Neues mit gelebter Beschaffenheit bleibt wichtig. Ein Material, das besonders hervorsticht, ist der Marmor. Nicht nur grosse Tischplatten sind aus diesem edlen Stein, sondern auch viele kleine Beistelltischchen und Wohnaccessoires zeigen Marmorelemente, oft in Kombination mit Kupfer, Stahl oder gar Kunststoff. Möbel in Retroformen gesellen sich zu Klassikern, Bäuerliches zu Elegantem. So bleibt Wohnen spannend, lebendig und vor allem eine ganz persönliche Geschichte, die das Leben, den Stil und die Launen der Bewohner immer wieder neu erzählt.