Süsse Seventies
Denken wir an die Seventies, kommen uns stilmässig zuerst Pop, Hippie und viel Orange in den Sinn. Dabei waren die Siebzigerjahre auch sehr romantisch, süss und verspielt. Blümchenkleider, Rüschen und Einrichtungen, die viel Samt, Blumentapeten und Omachic zeigten, waren ein wichtiger Teil, dieser leicht verrückten Dekade, die gerade mal wieder voll angesagt ist.
Flower Power und Blümchen
Die Siebziger Jahre, durch die rosa Brille der Gegenwart betrachtet, waren eine herrliche Zeit, die viele sonderbare und verrückte Dinge in Mode brachte: Schnauz, Bart und lange Haare, freie Liebe und Flowerpower, Maxikleider, Glam-Rock und viel verspielte Romantik, die sich im Alltag verbreitete. Lange Kleider und Schlapphüte waren ganz normale Tagesbekleidung und überall waren Blümchen und Blumen, nicht nur echte, sondern auch solche aus Stoff oder gar gehäkelte. Besonders hübsch sind Häkelblumen aus Mohairgarn, – versuchen Sie es: HIER finden Sie eine Anleitung dafür. (Bild über: flickr)
Die Seventies zeigen sich wieder auf der Strasse
Ein stilvolles Trio zeigt, wie chic und elegant die Seventies-Romantik heute aussehen kann. Der Stoff des Maxi-Rüschenkleid erinnert an die Schürzenstoffe des Handarbeitsunterichts und ähnlich züchtig ist auch der Schnitt: Hochgeschlossen, sanfte Puffärmel und lange Manschetten, die zu getragen werden. Dafür kokettiert der offene Schlitz im Jupeteil und lässt Bein und chice, weisse Sandalen erblicken. Auch der Stoff des Hemdkleides, der Orangen und Zitronen zeigt, ist kein eigentlicher Kleiderstoff sondern zeigt ein typisches Motiv aus dem damaligen Gartenmöbelbereich. Mit dieser Art von Dessins waren die Polsterstoffe der Hollywoodschaukeln, Tischdecken und Zierkissen bedruckt. (Bild über: erineverafter.blogspot)
Nostalgie von damals
So wie wir heute die Seventies wieder auferstehen lassen, hat man damals, in den echten Seventies, sich von der Jahrhundertwende, der Zeit von 1890 bis zum Beginn des ersten Weltkrieges, inspirieren lassen. Fernsehserien aus dieser Zeit waren Riesenhits, man denke an „Unsere kleine Farm“, Das Haus am Eton Place“ oder „Die Forsythe Saga“. Aber weil man auch damals die Vergangenheit nicht einfach übernahm sondern in die Gegenwart umsetzte, zeigten die neue alte Mode keine Futter oder Korsetts und man benutzte feine sanftfliessende und transparente Stoffe. Die Haare trug man offen, mit Vorliebe gelockt, und manchmal lose aufgesteckt. (Bild über: superseventies)
Die grosse Zeit der Laura Ashley
Eine verstand diesen Stil besonders gut umzusetzen, die Engländerin Laura Ashley. Sie gründete gar ein kleines Lifestyle-Imperium und verkaufte in ihren Läden nicht nur Kleider sondern Stoffe, Möbel, Wohnaccessoires und einen kompletten Lebensstil. Noch heute wird oft etwas Romantisches, das an den englischen Landhausstil anmutet mit „Laura-Ashleystil“ bezeichnet. (Bild über: blog.lauraashley
Die Stilikonen der Seventies
Jede Epoche und jeder Stil hat seine Ikonen und Stars. Bianca Jagger gehörte dazu. Sie hat den Romatic-Look perfektioniert, – geheiratet hat sie übrigens im weissen Hosenanzug mit grossem weissen Schlapphut. Hier trägt sie ein romantisches Kleid von Ossie Clarke, dem wichtigsten britischen Designer dieser Zeit, der mit seiner Frau, Celia Birtwell einer Textildesignerin zur Fashionelite gehörte. Beide wurden in einem berühmten Bild von David Hockney verewigt. (Bild über: superseventies)
Der Duft der Zeit
Romantisch waren auch die Parfüms der Siebziger. Allen voran Nina Ricci’s „L’Air du Temps“. Ich weiss noch wie ich mir dieses Parfüm als Teenager sehnlichst wünschte, nicht etwa weil ich wusste wie es duftet, sondern weil die Werbekampagnen, die vom Fotografen David Hamilton mein Balletherz höher schlagen liessen – bekommen habe ich dann „Charlie“, von Revlon!
David Hamilton und die Mädchen
Keiner konnte den Stil und die Stimmung der süssen Seventies-Romantik so einfangen wie David Hamilton. Er war der Starfotograf seiner Zeit und drehte einen Film, den wir damals und als Klassenausflug im Kino anschauten. „Bilitis“ hiess er und an die Handlung kann ich mich nicht mehr erinnern, ich bin nicht mal sicher ob es überhaupt eine gab. Bilitis war so was wie eine bewegte endlos lange Modestrecke, mit schönen jungen Mädchen, die Chiffonkleider trugen, welche ihnen meist ganz zufällig vom Körper fielen. Da waren auch Strohhüte, Fahrräder mit Körbchen, Heuschober und samtene Interieurs, Rosen und Tüll und eine sanft dahinplätschernde Musik von Francis Lai (Bild: Bilitis)
Wohnen mit Wohnlandschaften
Samt hiess in den Seventies Velours und war der Lieblingsstoff in Sachen Polster. Es musste einfach alles weich sein! Kein Wunder wurde in den Siebziger Jahren auch die Wohnlandschaft erfunden, die Supersofas die oft ganze Räume füllten. Man wohnte ganz einfach darauf, nicht selten hatten sie eingebaute Regale, Fernseher und Beleuchtung. Was nicht von der Wohnlandschaft besetzt wurde bespannte man noch mit einem flauschigen Teppich, der meist nicht nur die Böden, sondern oft auch Teile von Wänden bedeckte. Die schlanken Nachkommen der Wohnlandschaften, die heute viele Wohnzimmer zieren, sind die Eckgruppen (Bild über: ideefixedujour)
Der typische Wohnstil der Seventies
Stellen Sie sich vor Sie haben noch all die tollen Designerstücke der Sechziger Jahre und dann kommt die Blümchenära! So etwa kann man in Kürze den typischen Stil der Seventies beschreiben. Mit Vorliebe wurden die Wände mit einer meist poppigen, sich in ziemlich starken Farben zeigenden Blümchentapete bezogen. Das war dann die Bühne zu vielen weissen Möbeln, Designstücke, schlichte Regale und poppige Einzelsteile. In den Seventies gab es auch viele Wohnaccessoires, die keinen Sinn machten, einfach nur schön, verspielt und dekorativ waren. Eine grosse Liebe hatte man zu Spiegeln, Muschelplättchen und Objekten, die sich irgendwie bewegten. Da war aber auch der Flirt mit dem Antiken, Verspielten und Herzigen: Omas Schaukelstuhl etwa, Himmelbetten, Korbmöbel, Geschirr, das Äpfel oder Birnen zeigte, Gläser mit Reliefmustern und Fonduepfannen! (Bild über: glen.h flickr)
Mauerblümchen machten sich überall breit
Eigentlich war alles niedlich und nett und doch anders wie zuvor. Die Blumenmuster etwa sie zeigen sich poppig, grafisch und in starken Farben. Und sie waren überall und mit Vorliebe an Wänden, das als Tapeten oder Kacheln. (Bild über: missretromodernflickr)
Supermodel aus gutem Haus: Marisa Berenson
Supermodels gab es schon lange vor Christie, Linda und Naomie. In den Seventies war eines der begehrtesten Models Marisa Berenson, die Enkeltochter der Modeschöpferin Elsa Schiaparelli. Sie hatte alles was man sich wünscht, eine atemberaubende Schönheit, Stil und Allüre. Yves Saint Laurent nannte Sie das It-Girl der Seventies, Zu den Freunden ihrer Eltern gehörten Ikonen wie Greta Garbo, Audrey Hepburn oder Diana Vreeland, letztere entdeckte sie denn auch als Model. Viele der fanatischen Bildern sind im Buch: „Marisa Berenson, a life in pictures“ von Rizzoli, zu bewundern. Hier posiert sie, im typischen Seventies Style zuhuase auf dem Sofa mit poppigen Herzkissen, Spielsachen, Schosshündchen und Kunst. (Bild über: Marisa Berenson tumblr)
Die Schönheit von Barry Lindon
Marisa wurde auch zum Filmstar. Sie wirkte mit in Filmen wie „Tod in Venedig“ von Lucchino Visconti oder „Cabaret“ von Bob Fosse. Ihre absolute Starrolle aber war in Barry Lyndon von Stanley Kubrick. Da spielte sie die Ehefrau von Barry Lyndon, so schön wie aus einem Gemälde von Gainsborough.
Die Stars kamen nicht alle aus Hollywood
Ich schwärmte in dieser Zeit total von Dominque Sanda. Die blonde, entrückt wirkende französische Schönheit spielte in Filmen wie „Der Garten der Finzi Contini“ oder Bertoluccis „1900“ mit Robert de Niro und Gerard Depardieu – und auch sie war zuvor ein Model.
Flower Power, der sich in Rauch auflöst
In den Seventies war das Rauchen noch total cool und chic! Wir wollten alle rauchen und ich übte tapfer mit einem Päckli Select vor dem Spiegel, denn rauchen musste auch elegant aussehen. Mein Ziel war, wenn ich denn das Rauchen auch richtig gelernt habe, „Eve“ zu rauchen. Diese Zigaretten waren dünn und hatten Blümchen am Filter – und ich weiss noch genau wie sie schmeckten. Sie waren auch ein bisschen teurer als andere und man rauchte sie nicht kettenartig sondern eben mit Stil und im richtigen Moment!
Blumen aus Krepp-Papier und andere Träume
Enden wir die kleine Reise in die romantischen Seventies, wie wir sie begonnen haben, mit Blumen! Etwas, das wohl in allen Seventies Buden und Teenagerzimmern blühte, waren übergrosse Krepp-Papierblumen. Man konnte sie fertig kaufen in Boutiquen oder man bastelte sie, stellte sie in grosse Glasvasen und fühlte sich absolut hip – ein Begriff, der damals natürlich nicht existierte! (Bild über: vintagegal)
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